Camouflage gehört zum Outdoor-Style
Camouflage ist ein Wort aus der französischen Sprache und bedeutet ursprünglich Irreführung oder auch Täuschung. Als man zu Beginn des Ersten Weltkrieges begann, die Kleidung der Soldaten mit verschiedenen Erd- und Olivtönen zu bemalen, wurde dafür der Begriff Camouflage verwendet, und das Wort steht seit dieser Zeit auch für Tarnung. Einem patriotischen Impuls folgend, waren es zunächst Künstler, die als sogenannte Camoufleurs, die Camouflage Muster entwarfen und auch aufmalten. Sie waren meist Vertreter des Expressionismus, Impressionismus oder Kubismus und setzten die in diesen Kunstrichtungen üblichen Techniken ein, um nicht nur wirksame, sondern auch ansprechende Tarnmuster zu schaffen. Dieser künstlerische Ursprung mag ein Grund dafür sein, das Camouflage Muster schon in den folgenden Jahrzehnten gelegentlich auch in der Mode auftauchten. Heute sind die Dessins ein vertrauter modischer Anblick und ihr militärischer Ursprung ist in den Hintergrund getreten.
Tarnmuster bei Pazifisten, Künstlern und Designern
In den 1960er Jahren erhielten ausrangierte Armeejacken mit Camouflage Mustern zusätzliche Aufnäher mit der Botschaft „Make love not war“ und wurden zum Erkennungszeichen der Vietnamkriegs-Gegner in den USA und der Friedensbewegung weltweit. Spätestens als der New Yorker Künstler Andy Warhol begann, Tarnmuster zum Bestandteil seiner Bilder zu machen und sogar ein Camouflage Selbstporträt zu schaffen, war dieser Bestandteil militärischer Uniformen in der zivilen Welt angekommen. Warhols Kunst war der Startimpuls für die Designer in den Modemetropolen und Camouflage fand in den 1980er Jahren als Military Look einen Stammplatz in vielen „Pret-a-Porter“ Kollektionen. Heute ist der „Camo-Look“ im modischen Alltag fest verwurzelt. Von der Outdoor-Funktionsjacke bis zum edlen Seidenfoulard ist alles zu haben. Selbst ein Business-Oufit lässt sich mutig mit einer Camo Krawatte ergänzen.
Camouflage hat viele Gesichter
Obwohl die Mode meisterhaft mit Tarnfarben und Tarnmuster spielt, hat sie die Basis nicht oder kaum verändert. Die unterschiedlichen Strukturen der Camouflage entstanden und entstehen immer noch im Kontext mit militärischen Aufgabenstellungen und wurden im Laufe der Zeit immer mehr verändert.
Am Anfang war alles einfarbig
In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert wurden einfarbige, tarnende Uniformen eingeführt. Die Konflikte dieser Zeit waren häufig Kolonialkriege und fanden außerhalb Europas statt. Ein Soldat in klassischer Uniform war dort ein besonders auffälliges Ziel. Deshalb setzten sich nach und nach bei allen Armeen khaki- bzw. sandfarbene Anzüge und Ausrüstungsgegenstände durch. Es dauerte jedoch bis 1907, bis auch das kaiserliche Heer in Deutschland eine einfarbig feldgraue Uniform erhielt.
Olive Drab
Mit Olive Drab (OD grün) bezeichnete man jede Art von Kleidung oder Anstrich die im weitesten Sinne grün war. Zwar war es das Ziel, eine einheitliche Farbgebung zu haben, aber Metalle und Textilien sehen selbst bei gleicher Farbgebung unterschiedlich aus. Auch Korrosion, Sonne und andere Einflüsse verändern die allmählich die Optik. Dennoch war der Mix aus vielen ODs bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Standardfarbe in allen Streitkräften. Erst dann kehrten die mehrfarbigen Muster der Camoufleurs wieder in den militärischen Alltag zurück.
Von Desert Tan zu Coyote Brown
Einst nannte man alles Khaki. Aber wie beim Olive Grab war es unmöglich, konsequent einen Beige- oder Sandton bei allen Ausrüstungsgegenständen durchzusetzen. So ist Khaki ein eher unbestimmter Begriff, der auch in der Fashion Szene nicht eindeutig definiert ist. Die US-Army ersetzte Khaki zunächst durch den genauer definierten Farbton Desert Tan, und rüstet aktuell ihre Soldaten mit der wieder neuen Khaki Variante Coyote Brown aus. Die Erfahrungen aus den Nahost-Kriegen sind hier berücksichtigt worden, und der Begriff Coyote Brown ist dabei, ein fester Begriff in den modischen Farbskalen zu werden.
Mehrfarbige Tarnmuster
Der Begriff Tarnkleidung trifft auf die einfarbigen Versionen von Camouflage sicher nur eingeschränkt zu. Dazu sind Khaki und Oliv zwei Farben, deren modische Verwendbarkeit auch limitiert ist. Aber die Renaissance der bereits am Beginn des Ersten Weltkrieges entstandenen facettenreichen Camouflage Muster ändert in beiden Lagern die Situation. Soldaten in einem mehrfarbigen Camouflage Outfit sind eindeutig besser getarnt. Und mit den vielen verschiedenen Mustern eröffnen sich für Camouflage in der Mode viele weitere Möglichkeiten.
Der Klassiker heißt Woodland Pattern
Woodland ist ein kontraststarkes, vierfarbiges Muster mit sehr unregelmäßigen Flächen in schmutzigen Sand- und Brauntönen, verwaschenem Grün und kräftigem Schwarz. Es kam schon im Vietnamkrieg zum Einsatz und ist das Muster, das Camouflage in der 1960er Jahren in der alternativen Szene salonfähig machte. Das klassische Woodland ist ein Dessin, das noch von Hand entworfen wurde. Die Nachfolger heißen Marpat oder Cadpat und sind die Produkte von Rechnerprozessen. Das macht sie für die militärische Verwendung wahrscheinlich effektiver. Aus modischer Sicht sind sie jedoch nur eine unwesentliche Veränderung und werden das etablierte Woodland Pattern nicht ersetzen.
Sieben Farben statt Vier: MultiCam
MultiCam soll geeignet sein, die Konturen eines Soldaten auch im Infrarotlicht unkenntlich zu machen. Die sieben Farben sind in sehr kleine Flächen aufgelöst, die sich je nach Blickwinkel, Umgebung und Lichteinfall immer wieder anders darstellen. Im Vergleich zum Woodland Pattern Ist der Gesamteindruck von MultiCam deutlich heller und weniger statisch. Für den Fashionbereich eröffnet MultiCam neue Gestaltungsmöglichkeiten, denn eine Camouflage Jacke im MultiCam Muster wirkt deutlich ziviler und weniger maskulin als ein Outfit in Woodland Pattern.
Bei den Militärs umstritten, aber modisch top: Universal Camo Pattern (UCP)
Universal Camo Pattern baut auf sehr vielen unterschiedlichen Grau-, Beige- und Grüntöne auf. Allerdings wirken die Flächen wie bei einem Computerbild gepixelt. Dadurch entsteht eine Effekt, den man Blobbing nennt: Ab einer bestimmten Entfernung nimmt das Auge die Flächen als eine zusammenhängende Masse wahr. Das schränkt den gewünschten Tarneffekt sehr ein oder lässt ihn erst gar nicht entstehen. Aber modisch ist UCP Camouflage sehr interessant, im Nahbereich hat man alle visuellen Effekte einer echten Camouflage, aber schon wenige Schritte weiter schließt sich für den Betrachter das Muster und zeigt eine eher ruhige Optik.
Der neue Klassiker: Operational Camouflage Pattern (OCP)
OCP kombiniert das angenehme kleine Muster und den eher hellen Gesamteindruck von MultiCam mit ähnlich kontrastreichen Farben, wie man sie bei Woodland Pattern findet. Im militärischen Bereich wird OCP der Nachfolger der umstrittenen UCP Camouflage sein. Für einen modischen Outfit bringt die Operational Camouflage Pattern (OCP) die allerbesten Voraussetzungen mit. Besonders weil das kleinteilige Muster so kontraststark ist, dass es auch auf kleinen und kleinsten Flächen zur Geltung kommt.
Tarnmuster der Zukunft: A-Tacs
Das A-Tacs Tarnmuster erinnert an eine Google Earth Darstellung, die man bis zu Unkenntlichkeit vergrößert hat. Für den Tarneffekt ist das offensichtlich vorteilhaft, aber ob sich ein so strukturloses Muster auch als modische Camouflage durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Denn der eher zurückhaltende optische Eindruck, den A-Tacs vermittelt, ist sehr weit von einem klassisch-kräftigen Woodland Pattern entfernt.